Nachhaltigkeit
Wie wir Wolfenbüttel zukunftssicher gestalten
CSRD: Herausforderung mit Lerneffekt
Nachhaltigkeit ist keine Kür mehr – sie ist Pflicht. Das hat auch der Gesetzgeber erkannt: Mit der EU-Richtlinie CSRD sollten ab 2025 deutlich mehr Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten. Die Stadtwerke Wolfenbüttel haben früh reagiert – und bereits für 2024 an einem freiwilligen Probebericht gearbeitet. Auch wenn die EU später zurückrudert: Die Arbeit war nicht umsonst.
Ein bürokratischer Brocken
Als 2023 die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) beschlossen wurde, schrillten in vielen Unternehmen die Alarmglocken. Die Richtlinie, die nach den European Sustainability Reporting Standards berichtet werden muss, galt als sperrig und datenlastig. Betriebe, die zwei von den folgenden drei Kriterien – mehr als 250 Mitarbeitende, mehr als 50 Millionen Euro Umsatz oder mehr als 25 Millionen Euro Bilanzsumme erfüllen, sollten künftig im ungünstigsten Fall über 1.000 ESG-Datenpunkte erfassen – darunter auch die Stadtwerke Wolfenbüttel.
Frühzeitig vorbereitet
„400 Seiten Vorgaben – das hat mich anfangs erschlagen“, erinnert sich Kathrin Morscheck, Projektleiterin des Berichts. Gut, dass das Team früh startete. Hilfreich waren die Arbeitsgruppen mit Stadtwerke-Zusammenschlüssen wie Netzwerkpartner und Klimawerke. Hier gab es einen regen Austausch und viele Tipps, wie die Themen Nachhaltigkeit und Berichtserstellung angegangen werden können. So wurde diskutiert, wie sich die Arbeitsfelder in die Organisation einbinden lassen, welche Prozesse notwendig sind oder welche Softwarelösung geeignet wäre.
Komplex, aber machbar
Die größte Herausforderung? Die Datenmenge. Morscheck: „Wir mussten Kolleginnen und Kollegen aus fast allen Abteilungen einbinden – von Controlling bis Personal.“ Wichtigster Meilenstein war die sogenannte Wesentlichkeitsanalyse. Sie half, Prioritäten zu setzen: Welche Themen sind für Umwelt, Gesellschaft und das Unternehmen wirklich relevant?
„Nachhaltigkeit beginnt bei den Menschen und sie endet nicht bei unseren Gebäuden.“
EU rudert zurück – Stadtwerke bleiben dran
Ende Februar 2025 kam die Wende: Die EU-Kommission stellte eine Lockerung der Berichtspflicht in Aussicht. Kleine und mittlere Unternehmen sollen nun deutlich weniger Daten liefern – oder ganz ausgenommen werden. „Ich war erleichtert – und enttäuscht zugleich“, sagt Morscheck. „Aber wir wollten das Erarbeitete nutzen.“
Zusammen mit der Geschäftsführung entschieden sich die Stadtwerke, weiter an einem reduzierten Bericht zu arbeiten. Denn für Energieversorger ist Nachhaltigkeit Teil des Selbstverständnisses. Sie stehen im Zentrum der Energiewende – und sollen laut niedersächsischem Klimaschutzgesetz bis 2040 klimaneutral wirtschaften.
Nachhaltigkeit zahlt sich aus
„Die Beschäftigung mit der CSRD war kein Selbstzweck“, bilanziert Morscheck. „Wir haben Prozesse für ein Nachhaltigkeitsmanagement aufgesetzt, Klarheit gewonnen, auf welche Themen wir uns fokussieren müssen – und uns zukunftsfähig aufgestellt.“ Nachhaltigkeit stärkt das Image, senkt Kosten und motiviert Mitarbeitende. Und der nächste Bericht? Der wird einfacher.
Nachhaltigkeitsprojekte 2024
Ökostrom aus der Region
2024 haben die Stadtwerke Wolfenbüttel ihren Strom-Mix neu ausgerichtet: 100 Prozent Ökostrom, davon die Hälfte aus erneuerbaren Anlagen in Niedersachsen.
Seit 2025 geht das Unternehmen wie geplant einen Schritt weiter: Der gesamte Strom stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Anlagen mit Herkunftsnachweis „Niedersachsen“ – etwa aus Windparks bei Laatzen oder dem Wasserkraftwerk Landesbergen.
So wird die Energieversorgung nicht nur klimafreundlich, sondern auch nachvollziehbar und heimatnah. Das stärkt die Energiewende vor Ort und sichert regionale Wertschöpfung.